Erstmals im Kanton Bern Hassdelikte statistisch erfasst
Die Kantonspolizei Bern erfasst seit Anfang 2023 queerfeindliche Straftaten sowie andere sogenannte «Hate Crimes» – und hat im März 2024 erstmals entsprechende Zahlen dazu veröffentlicht.
Gemäss den Empfehlungen der OSZE werden im Kanton Bern die folgenden Hassmotive unterschieden: Ethnie (nationale Herkunft, Fremdenfeindlichkeit) und/oder Religion (z. B. Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit), sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität und Andere (zum Beispiel aus feindlicher Haltung gegenüber Menschen mit Behinderungen). Hassdelikte richten sich also gegen die Identität einer Person – also eben beispielsweise gegen ihre Herkunft, Hautfarbe, sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität.
Im letzten Jahr wurden gesamthaft 55 Vorfälle im Zusammenhang mit Hassdelikten von der Berner Polizei erfasst. Davon betrafen 30 Fälle das Hassmotiv «Ethnie und/oder Religion», 24 Fälle die Kategorie «sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität» und ein Fall die Kategorie «Andere». Mehrheitlich wurden Beschimpfungen, Drohungen, aber auch Tätlichkeiten und einfache Körperverletzungen angezeigt.
Somit werden im Schnitt also einmal pro Woche ein Hassdelikt zu Anzeige gebracht. «Jeder Fall von Hate Crime ist einer zu viel», betont Christian Brenzikofer, Polizeikommandant bei der Kantonspolizei Bern, gegenüber den Medien. Dabei zeigen diese Anzeigen wohl nur die Spitze des Eisberges, weil viele Betroffene auf eine Anzeige verzichten.
Die veröffentlichen Zahlen bestätigen, was wir innerhalb der queeren Community längst vermutet haben, spüren wir doch in den letzten Jahren ein Anstieg des Hasses aufgrund der Geschlechtsidentität und der sexuellen Orientierung. Dagegen müssen nun – jetzt wo auch die entsprechende Statistik vorliegt – Massnahmen ergriffen werden, um gegen Hassdelikte vorzugehen. Die wichtigste Massnahme ist die Ausbildung der Polizei, damit die Beamt*innen auch kompetent sind, diese Fälle aufzuarbeiten. Auch braucht es eine bessere Begleitung von Betroffenen, wie etwa psychologische Unterstützung.
Ein wichtiger Schritt ist auch das neue Modul «Gemeinsam gegen Gewalt» für Schüler*innen der 9. Klasse, das ab März 2024 flächendeckend in den Volksschulen des Kantons Bern eingeführt wurde. Während zwei Lektionen werden Jugendliche auf die Themen sexualisierte Gewalt, Mobbing und Hate Crime / Rassismus sensibilisiert. Eine Übersicht der Präventionsangebote an Schulen ist online zu finden.