Hommage an den Verein FELS vom 3. Oktober 2024
Rund 35 Menschen aus der queeren Community erwiesen am 3. Oktober 2024 dem (Mit-)Gründer, Walter Keller, und dem nachfolgenden, letzten Präsidenten, Fritz Lehre, die Ehre für ihren Mut, Ausdauer und Wirken. Von 1997 bis 2022 setzte sich der Verein FELS für Gleichstellung, Akzeptanz, insbesondere von Lesben und Schwulen in ihren Herkunftsfamilien und in der Gesellschaft ein.
Der Ursprung des Vereins FELS ist eigentlich eine «Elternkontaktstelle», die von 1974 bis 1982 bestand. Sie war als Selbsthilfe- und Unterstützungsgruppe für Eltern gedacht, die sich mit der Homosexualität ihrer Kinder auseinandersetzen mussten. Der liegengebliebene Faden der «Elternkontaktstelle» nahmen Hanna und Walter Keller auf. Im Mai 1997 nahmen sie mit anderen couragierten Müttern und Vätern und einem riesigen Transparent mit der Aufschrift «Wir Eltern wollen gleiche Rechte für unsere Homo- und Hetero-Kinder» sind an der Demo «Lesben und Schwule in guter Verfassung» teil, um in der neuen Bundesverfassung auch für Lesben und Schwule einen Diskriminierungsschutz zu fordern.
Am 1. November 1997 gründeten Hanna und Walter Keller dann den Verein FELS (Freunde und Eltern von Lesben und Schwulen). Hanna wurde die erste Präsidentin. Nach ihrem frühen Tod im Februar 2005 folgte ihr der eben erst pensionierte Fritz Lehre.
Von Anfang an ging es bei FELS um Präsenz in der Öffentlichkeit. So war der Verein alle Jahre an den CSD/Pride in den Umzügen und mit einem Stand dabei. Handfeste Politik war und blieb das Kernthema, sei es nun für die eingetragene Partnerschaft und zuletzt die Zivilehe «für alle». Im Hinblick auf die Abstimmung zum Partnerschaftsgesetz erschien 2004 eine umfassende Broschüre. Sie informierte einerseits über den Verein und diente aber auch zur Aufklärung für möglichst viele Eltern. Während des Abstimmungskampfes bis zur Abstimmung am 5. Juni 2005 traten der neue fels-Präsident Fritz Lehre und seine Frau Edith mehrmals öffentlich auf, so auch im Oktober 2004 in Bern an der grossen Demo «Achtung fertig Partnerschaft» und mobilisierten die Menge. Natürlich war FELS auch zehn bis 15 Jahre später in vielfachen Formen für die Öffnung der Zivilehe mit Herz und Seele dabei. Die Sichtbarkeit von FELS führte aber auch immer wieder zu persönlichen Gesprächen und Beratungen.
25 Jahre nach der Gründung von FELS – nach dem gesellschaftlichen Wandel und nach der Öffnung der Zivilehe «für alle» – fanden (auch) viele Eltern nicht mehr für nötig, Mitglied von FELS zu sein. Schrumpfende Mitgliederzahlen und fehlende Interessierte zur Erneuerung des Vereinsvorstands führten dazu, dass die Mitgliederversammlung am 17. September 2022 in Zürich die Auflösung des Vereins beschloss.
Im Podiumsgespräch, geleitet von Daniel Frey, hielten Max Krieg Rückschau auf die Elternkontaktstelle seiner Mutter, Walter Keller auf die Zeit vor und nach der Gründung und Fritz Lehre seine Leitungsjahre und die gesellschaftspolitischen Partnerschafts- und Ehe-Einsätze. Fabio Huwyler und seine Mutter berichteten von ihren Erfahrungen mit und in FELS. Für den Blick auf heute und die Zukunft stiess schliesslich Fred Mader zur Diskussionsrunde. Einerseits gilt es, die Rechte von trans, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen zu verankern und zu schützen. Andererseits muss die Akzeptanz von queeren Menschen als natürlicher Bestandteil jeder Gesellschaft so gefördert und verankert werden, dass sie möglichst auf Jahrhunderte gesichert ist und bleibt.
Während vom SV Service gelieferten Apéro nutzten alle Teilnehmenden die Gelegenheit zu zahlreichen persönlichen Reminiszenzen und einen regen Austausch.
Max Krieg